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Bauhauptgewerbe: Kapazitätsauslastung im Hochbau erreicht neuen Höchststand

ifo Konjunkturperspektiven 12/2016 – 43. Jahrgang

I.
Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe hat sich zum Jahresende zum neunten Mal in Folge verbessert. Nach den Ergebnissen des ifo Konjunkturtests erreichten sowohl die Umfragewerte zur aktuellen Geschäftslage als auch zu den Geschäftsperspektiven für die kommenden sechs Monate ein neues Rekordniveau. Der Auslastungsgrad der Gerätekapazitäten stieg um 1,2 Prozentpunkte auf 76,3% und lag damit merklich über dem Vorjahreswert von 74,1%.
Knapp 30% der Unternehmen meldeten Beeinträchtigungen bei der Bautätigkeit. Jeweils 12% gaben fehlende Aufträge bzw. negative Witterungseinflüsse (Dezember 2015: 6%) als Hinderungsgrund an. Darüber hinaus berichteten 9% der befragten Firmen über Arbeitskräftemangel. Die Auftragsbestände stagnierten bei 3,5 Monaten; vor Jahresfrist reichten die Auftragsreserven lediglich für 2,7 Monate.
Per Saldo empfanden nunmehr etwa 3% der Bauunternehmen ihre Auftragspolster als verhältnismäßig groß. Ein Jahr zuvor überwog dagegen noch die Einschätzung, dass die Auftragsbestände zu gering seien; per Saldo berichteten damals fast 15% von zu kleinen Beständen. Nach den Angaben der Firmen zu schließen, konnten die Preise ähnlich häufig heraufgesetzt werden wie zuletzt. Für die nahe Zukunft rechneten sie mit weiteren Preiserhöhungsspielräumen.
In den kommenden Monaten dürfte sich der Personalbestand der Unternehmen weiter erhöhen. Seit Beginn der gesamtdeutschen Befragung Anfang 1991 waren die Beschäftigtenerwartungen noch nie so positiv.
Die Sonderfrage im Dezember beschäftigte sich mit dem Thema Betriebsurlaub. Den Ergebnissen zufolge machen in den Sommermonaten 26% der befragten Firmen Betriebsferien.
Diese finden zumeist im August (61%; Vorjahreswert: 55%) bzw. im Juli (19%; Vorjahreswert: 14%) statt und dauern in der Regel zwei Wochen (77%; Vorjahreswert: 72%). In 12% der befragten Unternehmen haben die Beschäftigten lediglich eine Woche Betriebsurlaub, in 11% (Vorjahreswert: 21%) der Fälle dagegen drei Wochen und mehr.

II.
Der Geschäftsklimaindikator für den Hochbau ist ebenfalls gestiegen. So zeigten sich die Firmen aller drei Teilsparten mit ihrer derzeitigen Geschäftslage zufriedener als zuletzt – insbesondere im gewerblichen Hochbau. Allerdings blickten die im Wohnungsbau sowie im gewerblichen Hochbau tätigen Unternehmen weniger zuversichtlich in die nahe Zukunft.
Dies hatte eine Eintrübung der Geschäftserwartungen für den Hochbau insgesamt zur Folge. Die Ausnutzung der Gerätekapazitäten stieg im Dezember auf 76,9% und erreichte damit einen neuen Spitzenwert (Dezember 2015: 74,7%). Ein Viertel der Befragungsteilnehmer meldete Behinderungen der Bautätigkeit. So verfügte ein Zehntel der Hochbaufirmen über keinen ausreichenden Auftragsbestand; jeweils 7% machten Personalengpässe sowie ungünstige Witterungseinflüsse zu schaffen. Die Auftragsreserven sanken im Wohnungsbau von 3,5 auf 3,4 Monate.
Im gewerblichen sowie im öffentlichen Hochbau kletterten sie hingegen um jeweils 0,1 Monate auf 3,9 bzw. 3,2 Monate. Im Durchschnitt der Hochbausparten überstieg der Umfang der Auftragsbestände mit 3,6 Monaten das Niveau des Vorjahres um nahezu einen Monat. Die Angaben der Firmen lassen erkennen, dass spartenübergreifend höhere Preise durchgesetzt werden konnten. Für die kommenden Monate rechneten die Unternehmen weiter mit Preiserhöhungen.

III.
Im Tiefbau hat der Geschäftsklimaindikator geringfügig nachgegeben. Zwar schätzten die befragten Firmen den Geschäftsverlauf in den nächsten sechs Monaten etwas positiver ein. Gleichzeitig fielen die Lageurteile allerdings ungünstiger aus als im Vormonat. Die Auslastung des Maschinenparks erhöhte sich um einen Prozentpunkt auf 75,0% und übertraf damit den Vorjahreswert in Höhe von 72,8% merklich. Von den teilnehmenden Tiefbaufirmen berichteten 19% von ungünstigen Witterungsbedingungen – im Straßenbau waren es sogar 25%. Überdies klagten 14% über Auftrags- und 12% über Arbeitskräftemangel. Die Reichweite der Auftragsbestände verlängerte sich im Straßenbau um 0,1 auf 2,9 Monate und verharrte im sonstigen Tiefbau bei 3,6 Monaten. Im Durchschnitt der Tiefbausparten reichten die Auftragsreserven für 3,3 Produktionsmonate (Dezember 2015: 2,8 Monate). Die Firmenmeldungen deuten darauf hin, dass die Preise etwas seltener angehoben werden konnten als zuletzt. Allem Anschein nach gelingt es den im sonstigen Tiefbau tätigen Firmen nach wie vor besser, höhere Preise durchzusetzen. Für die kommenden drei Monate erwarteten die befragten Tiefbaufirmen ähnliche Preissteigerungen wie zuletzt.