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Bauhauptgewerbe: Neue Rekordwerte bei Geschäftslage

ifo Konjunkturperspektiven 04 / 2017 44. Jahrgang

I.
Der Geschäftsklimaindikator für das Bauhauptgewerbe ist im April weiter gestiegen. Nach den Ergebnissen des ifo Konjunkturtests erreichte die Beurteilung der aktuellen Lage den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung – dies gilt sowohl für den Hoch- als auch für den Tiefbau. Gleichzeitig waren die Erwartungen der befragten Bauunternehmen ähnlich optimistisch wie im März. Die Geräteausnutzung kletterte abermals auf ein neues Rekordniveau. Mit einer Auslastung von 80,0% wurde der Vorjahreswert von 76,3% klar übertroffen. Im April berichteten 38% der befragten Baufirmen über Produktionsbeeinträchtigungen. Dabei meldeten – wie im Vorjahr – 23% der Befragungsteilnehmer Behinderungen aufgrund ungünstiger Witterungseinflüsse. Auftragsmangel beeinträchtigte 14% der Umfrageteilnehmer (April 2016: 20%). Die Reichweite der Auftragsbestände verharrte auf dem bereits im Februar erreichten Allzeithoch von 3,7 Monaten; vor einem Jahr betrugen die Auftragspolster 3,2 Monate. Die Befragungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Preise für Bauleistungen häufiger angehoben werden konnten. Für die nächsten Monate rechneten die Bauunternehmen mit weiteren Preiserhöhungen – ein höherer Umfragewert wurde letztmals im März 1992 gemessen. Hinsichtlich ihres Personalbestandes gingen die Firmen vermehrt von einer Ausweitung der Mitarbeiterzahl in den kommenden Monaten aus.
Nach den Ergebnissen der Sonderfrage im April hatte in den vergangenen sechs Monaten mehr als die Hälfte der befragten
Unternehmen mit speziellen Schwierigkeiten zu kämpfen: 27% der Befragten beklagten die säumige Zahlungsweise der Auftraggeber (vor fünf Jahren waren es noch 43%), 17% der Firmen bemängelten die Abwerbung von Arbeitskräften (April 2012: 12%) und 8% Auftragsstornierungen.
Ferner berichtete insgesamt ein Drittel der teilnehmenden Baufirmen über Verletzungen der Bestimmungen der »Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen« (VOB). So bemängelten 24% die Zuschlagserteilung auf das billigste und nicht auf das wirtschaftlich annehmbarste Angebot (April 2012: 41%).
Zudem beanstandeten 17% der Firmen Baubehinderungen durch den Auftraggeber. Die verzögerte Bauabnahme des Bauherrn machte ferner 11% der Befragten zu schaffen.

II.
Im Hochbau hat sich das Geschäftsklima geringfügig eingetrübt. Während der Umfragewert für die aktuelle Geschäftslage spartenübergreifend zulegen konnte, blickten die Hochbaufirmen insgesamt weniger zuversichtlich in die nahe Zukunft als noch im März.
So verbesserten sich die Geschäftsaussichten lediglich im Wohnungsbau. Knapp ein Drittel der befragten Hochbauunternehmen klagten über Produktionsbehinderungen; 15% infolge negativer Witterungsbedingungen und 11% wegen einer unbefriedigenden Auftragslage. Im öffentlichen Hochbau lag der Umfragewert für den Auftragsmangel bei 20%, wohingegen sich im gewerblichen Hochbau sowie im Wohnungsbau nur jeweils 10% der Firmen davon beeinträchtigt fühlten. Der Auslastungsgrad der Gerätekapazitäten stieg merklich von 77,7 auf 81,2%; dies entspricht einem neuen gesamtdeutschen Spitzenwert (April 2016: 76,1%). Die Reichweite der Auftragsbestände verharrte im Wohnungsbau bei 3,6 Monaten sowie Kapazitätsauslastung und verringerte sich im gewerblichen sowie im öffentlichen Hochbau um jeweils 0,1 Monate auf 4,0 bzw. 3,1 Monate. Im Hochbau insgesamt verkleinerten sich die Auftragsreserven auf 3,7 Produktionsmonate (April 2016: 3,3 Monate). Die Meldungen der Firmen deuten darauf hin, dass sich die Preiserhöhungsspielräume zuletzt nochmals vergrößert haben. Für die nahe Zukunft gingen die Unternehmen vielerorts von weiter steigenden Preisen aus.

III.
Im Tiefbau hat sich das Geschäftsklima weiter verbessert. Hierzu trugen beide Klimakomponenten bei. Die Kapazitätsauslastung kletterte von 77,4 auf 78,3% und erreichte dadurch einen neuen Rekordwert; vor Jahresfrist war der Maschinenpark noch zu 74,5% in Verwendung gewesen. Von den befragten Firmen meldeten 46% Produktionsstörungen. Ähnlich wie zwölf Monate zuvor gaben 35% negative Wettereinflüsse als Ursache der Beeinträchtigungen an; über Auftragsmangel klagten 17% (April 2016: 27%). Zudem berichteten 7% über einen Mangel an Arbeitskräften. Die durchschnittliche Reichweite der Auftragsbestände verringerte sich im Straßenbau von 3,2 auf 3,1 Monate und verlängerte sich im sonstigen Tiefbau von 3,9 auf 4,0 Monate. Insgesamt lagen die Auftragsreserven der Tiefbaufirmen bei 3,6 Monaten (April 2016: 3,0 Monate). Die Firmenmeldungen lassen erkennen, dass vermehrt höhere Preise durchgesetzt werden konnten, wobei im sonstigen Tiefbau häufiger von Preisanhebungen berichtet wurde als im Straßenbau. Die Preiserwartungen hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden drei Monaten fielen spürbar höher aus.