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Bauwirtschaft: Auftragsbestand erreicht neuen Rekordwert

ifo Konjunkturperspektiven 8/2016 – 43. Jahrgang

I.
Nach den Ergebnissen des ifo Konjunkturtests verharrte das Geschäftsklima für das Bauhauptgewerbe auf dem im Juli erreichten Allzeithoch. Zwar zeigten sich die teilnehmenden Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftslage etwas weniger zufrieden als im Vormonat. Aber zugleich blickten sie geringfügig zuversichtlicher auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Der Ausnutzungsgrad der Maschinen blieb unverändert bei 74,8% und lag damit um 1,7 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.
Ein Viertel der Testteilnehmer meldete Behinderungen bei der Bautätigkeit, überwiegend wegen Auftrags- sowie Fachkräftemangels (jeweils 9%). Im Durchschnitt der Bausparten stiegen die Auftragsreserven auf ein neues Rekordniveau von 3,4 Monaten. Per Saldo bezeichneten nur noch 1,3% der befragten Unternehmen ihren Auftragsbestand als zu klein (August 2015: 19,6%). Die Firmenmeldungen deuten darauf hin, dass die Preise ähnlich oft angehoben werden konnten wie zuletzt. In den nächsten Monaten dürften sich die Preiserhöhungsspielräume jedoch verringern.
Die befragten Bauunternehmen rechneten mit einer weiteren Zunahme ihrer Mitarbeiterzahl – der entsprechende Umfragewert ist der dritthöchste seit Beginn der gesamtdeutschen Erhebung Anfang 1991.
Die Sonderfrage im August beschäftigte sich mit den offenen Stellen der Baufirmen. Den Ergebnissen zufolge hatten mehr als 80% der befragten Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten offene Stellen zu besetzen (August 2015: 74%). Über drei Fünftel dieser Firmen suchten dabei Fachkräfte aus gewerblichen Berufen (August 2015: 51%).
Ferner wollten 46% der Befragten gewerbliche Auszubildende, 41% Bauingenieure, 32% gewerbliches Führungspersonal und 15% kaufmännische Fachkräfte einstellen. 85% der Baufirmen hatten allerdings Probleme bei der Arbeitskräftesuche. So waren bis zum Erhebungszeitpunkt vor allem Stellen für gewerbliche Auszubildende (42%), für gewerbliche Führungskräfte (40%) sowie für Bauingenieure (37%) noch unbesetzt. Im gewerblichen Bereich blieben 30% und im kaufmännischen Bereich lediglich 15% der Arbeitsplätze unbesetzt. Insgesamt gaben 49% der Umfrageteilnehmer an, dass sich die Suche nach Fachkräften schwieriger gestaltet als im Vorjahr – nur 1% sah dagegen eine Verbesserung der Situation.

II.
Im Hochbau blieb der Geschäftsklimaindikator unverändert auf dem Spitzenwert des Vormonats. Die Urteile zur aktuellen Lage fielen in allen drei Teilsparten leicht weniger günstig aus, insbesondere im öffentlichen Hochbau. Die Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten wurde dagegen im gewerblichen Hochbau und im Wohnungsbau etwas zuversichtlicher eingeschätzt als im Juli.
Der Auslastungsgrad der Gerätekapazitäten sank lediglich um 0,1 Prozentpunkte auf 75,5% (August 2015: 74,1%).
Die Reichweite der Auftragsbestände verharrte im gewerblichen Hochbau und im Wohnungsbau bei 3,7 bzw. 3,4 Monaten.
Im öffentlichen Hochbau kam es zu einem geringfügigen Anstieg auf 3,2 Monate. Im Durchschnitt der Hochbausparten wiesen die Unternehmen unverändert Auftragsreserven in Höhe von 3,5 Monaten auf (August 2015: 3,0 Monate). Von den befragten Firmen berichteten mehr als ein Fünftel über Baubehinderungen. 9% führten eine unbefriedigende Auftragslage als Ursache an. Die Testergebnisse lassen erkennen, dass höhere Preise durchgesetzt werden konnten. Die Hochbaufirmen gingen davon aus, dass sie in naher Zukunft weniger häufig höhere Preise durchsetzen können.

III.
Im Tiefbau ist der Geschäftsklimaindikator geringfügig gesunken. Während sich die aktuelle Geschäftssituation nach Ansicht der befragten Tiefbauunternehmen leicht verbessert hat, trübten sich die Perspektiven für das nächste halbe Jahr etwas ein. Der Auslastungsgrad des Maschinenparks sank von 74,9 auf 74,6%. Die Reichweite der Auftragsbestände verlängerte sich im Straßenbau um 0,1 auf 2,9 Monate. Mit einer Reichweite von 3,5 Monaten übertraf der sonstige Tiefbau den Rekordwert des Vormonats (3,3 Monate). Im Durchschnitt der Tiefbausparten reichten die Auftragsreserven für 3,3 Monate (August 2015: 2,8 Monate).
Drei von zehn Tiefbaufirmen beklagten Baubehinderungen; Arbeitskräftemangel wurde dabei von 12% der Umfrageteilnehmer als Ursache genannt. Jeweils ein Zehntel der befragten Unternehmen berichtete davon, aufgrund von Witterungseinflüsse bzw. von Auftragsmangel in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt gewesen zu sein. Auf Grundlage der Firmenmeldungen ist davon auszugehen, dass die Preise weniger häufig heraufgesetzt wurden. In den nächsten Monaten dürften sich die Preiserhöhungsspielräume verringern.