I.
Nach den Ergebnissen des ifo Konjunkturtests hat sich das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe im September zum sechsten Mal in Folge verbessert. Seit Beginn der gesamtdeutschen Erhebung Anfang 1991 haben die Befragungsteilnehmer ihre aktuelle Geschäftslage noch nie so positiv bewertet. Überdies stieg die Zuversicht hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten auf den dritthöchsten jemals gemessenen Wert. Die Gerätekapazitäten waren mit 74,6% etwas schwächer ausgelastet als im Vormonat; vor einem Jahr waren die Geräte aber nur zu 73,3% im Einsatz gewesen. Die Reichweite der Auftragsbestände verharrte im Durchschnitt der Bausparten bei 3,4 Monaten und lag damit um einen halben Monat über dem Vorjahresniveau. Von den Testteilnehmern klagte ein Viertel über Behinderungen bei der Bautätigkeit. Insgesamt hatten 11% der Baufirmen mit Arbeitskräfte- und 10% mit Auftragsmangel zu kämpfen. Andere Hinderungsgründe
spielten so gut wie keine Rolle. Den Angaben der Firmen nach zu schließen, konnten vermehrt höhere Preise durchgesetzt
werden. Für die nächsten Monate rechneten sie zudem wesentlich öfter mit Preisanhebungen. Die Unternehmen planten abermals häufiger, ihren Personalbestand in der nahen Zukunft aufzustocken – nur einmal wurde ein noch höherer Umfragewert registriert, nämlich im Dezember 2015.
Nach den Ergebnissen der September-Sonderfrage berichteten 52% der Teilnehmer über spezielle Schwierigkeiten, die in den vergangenen sechs Monaten aufgetreten sind. So bemängelten 29% der Befragten die säumige Zahlungsweise der Auftraggeber, 17% die Abwerbung von Arbeitskräften und 9% Auftragsstornierungen. Darüber hinaus beklagten insgesamt 36% der teilnehmenden Baufirmen Verletzungen der Bestimmungen der »Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen« (VOB): 27% beanstandeten die Zuschlagserteilung auf das billigste und nicht auf das wirtschaftlich annehmbarste Angebot, knapp ein Fünftel der Betriebe litt unter Baubehinderungen durch den Auftraggeber, und 11% machte die verzögerte Bauabnahme des Bauherrn zu schaffen.
II.
Im Hochbau hat sich das Geschäftsklima auf einen neuen Rekordwert verbessert. Zwar zeigten sich lediglich die im Wohnungsbau tätigen Firmen mit ihrer aktuellen Situation zufriedener als im August. Gleichwohl erreichte die Geschäftslage im Hochbau aber ein neues Allzeithoch. Überdies wurde die Geschäftsentwicklung in allen drei Teilsparten optimistischer eingeschätzt – insbesondere im öffentlichen Hochbau sowie im Wohnungsbau. Mehr als ein Fünftel aller Hochbaufirmen klagte über Behinderungen bei der Produktion, überwiegend wegen Auftragsmangels (10%) und unzureichenden Arbeitskräfteangebots (8%). Der Auslastungsgrad der Gerätekapazitäten blieb unverändert bei 75,6% und lag damit über dem Vorjahreswert (74,0%). Die Reichweite der Auftragsbestände kletterte im gewerblichen Hochbau um 0,1 auf 3,8 Monate. Im öffentlichen Hochbau sowie im Wohnungsbau verharrte diese hingegen bei 3,2 bzw. 3,4 Monaten. Im Durchschnitt der Hochbausparten lagen die Auftragspolster mit 3,5 Monaten weiterhin auf Rekordniveau. Die Meldungen der Firmen deuten darauf hin, dass sie die Preise zuletzt etwas häufiger heraufsetzen konnten. Die Testteilnehmer gingen zudem spartenübergreifend davon aus, dass sie in den nächsten Monaten vermehrt höhere Preise durchsetzen können.
III.
Auch im Tiefbau hat der Geschäftsklimaindikator einen neuen Spitzenwert erreicht. So beurteilten die Tiefbaufirmen ihre aktuelle Geschäftslage noch nie positiver. Die Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten schätzten sie hingegen etwas weniger zuversichtlich ein. Über 30% der Befragungsteilnehmer berichteten über Behinderungen der Bautätigkeit. Arbeitskräftemangel war dabei mit 14% die am häufigsten genannte Ursache (September 2015: 8%); im Straßenbau betrug der entsprechende Anteil sogar 16%. Darüber hinaus beklagten 11% der Tiefbaufirmen einen Mangel an Aufträgen (September 2015: 16%). Der Auslastungsgrad des Maschinenparks verringerte sich von 74,6 auf 74,0%, er lag damit aber weiterhin über dem Vorjahreswert von 73,1%. Die Reichweite der Auftragsbestände blieb im Straßenbau konstant bei 2,9 Monaten und im sonstigen Tiefbau unverändert bei 3,5 Monaten. Im Durchschnitt der Tiefbausparten reichten die Auftragsreserven für 3,3 Monate (September 2015: 2,8 Monate). Die Angaben der Testteilnehmer lassen darauf schließen, dass bei der Vergabe von Tiefbauprojekten die Preise merklich häufiger angehoben werden konnten. Die Erwartungen hinsichtlich der Preisentwicklung in den nächsten drei Monaten haben sich gegenüber der vorangegangenen Befragung wieder deutlich aufgehellt.