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Bauwirtschaft: Geschäftsklima so gut wie nie

ifo Konjunkturperspektiven 5/2016 – 43. Jahrgang

I.
Nach den Ergebnissen des ifo Konjunkturtests ist der Geschäftsklimaindikator für das Bauhauptgewerbe im Mai auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Die befragten Bauunternehmen waren mit ihrer derzeitigen Geschäftslage abermals zufriedener als im Vormonat. Der Umfragewert zur Lageeinschätzung erklomm dabei ebenfalls ein neues Rekordniveau.
Per Saldo berichteten rund 9% der Testteilnehmer von einer positiven gegenwärtigen Situation. Für den Zeitraum der vergangenen gut 25 Jahre überwog hingegen der Anteil der ungünstigen Einschätzungen erheblich; so meldeten zwischen Januar 1991 und Mai 2016 per Saldo durchschnittlich 31% der befragten Baufirmen eine negative aktuelle Lage. Der Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr sahen die Testteilnehmer im Mai zuversichtlicher entgegen als zuletzt. Die Geräteausnutzung ging zwar zurück, mit 75,4% war der Maschinenpark aber weiterhin sehr gut ausgelastet. Vor einem Jahr lag dieser Wert bei 72,7%. Nahezu drei von zehn Baufirmen berichteten über Produktionsbeeinträchtigungen. So meldeten 15% der Befragungsteilnehmer Auftragsmangel (Mai 2015: 20%). Ungünstige Witterungseinflüsse beeinträchtigte ein Zehntel der befragten Baufirmen, 5% klagten über Arbeitskräftemangel.
Die Reichweite der Auftragsbestände kletterte auf 3,2 Monate, sie lag damit um 0,4 Monate über dem Vorjahresniveau. Die Testergebnisse deuten darauf hin, dass die Preise für Bauleistungen wesentlich häufiger angehoben werden konnten als zuletzt. Für die nächsten Monate rechneten die Testteilnehmer zudem mit wachsenden Preiserhöhungsspielräumen. Hinsichtlich ihres Personalbestands gingen die Firmen öfter von einer Ausweitung der Mitarbeiterzahl in den kommenden Monaten aus.

II.
Im Hochbau hat sich das Geschäftsklima spartenübergreifend verbessert. Dabei fiel auch die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage in allen drei Teilsparten günstiger aus als im April. Die Lage im Hochbau wurde noch nie so positiv bewertet. Besonders stark konnte der Umfragewert für den Wohnungsbau zulegen. In diesem Teilsegment haben sich zudem die Geschäftsperspektiven leicht verbessert. Die im öffentlichen und im gewerblichen Hochbau tätigen Firmen blickten hingegen zurückhaltender auf die Entwicklung in den kommenden sechs Monaten. Fast ein Viertel der befragten Hochbauunternehmen klagte über Produktionsbehinderungen.
11% der Befragten monierten eine unbefriedigende Auftragslage; im öffentlichen Hochbau taten dies sogar 19%. Weitere Hinderungsgründe spielten im Hochbau kaum eine Rolle. Der Auslastungsgrad der Gerätekapazitäten stagnierte auf dem Rekordniveau von 76,7% (Mai 2015: 73,1%). Die Reichweite der Auftragsbestände stieg im öffentlichen Hochbau von 2,8 auf 2,9 Monate, im Wohnungsbau von 3,2 auf 3,3 Monate und im gewerblichen Hochbau von 3,5 auf 3,6 Monate. Im Hochbau insgesamt lagen die Auftragsreserven mit 3,4 Produktionsmonaten (Mai 2015: 2,8 Monate) nur minimal unter dem im März verzeichneten Allzeithoch. Die Meldungen der Firmen deuten darauf hin, dass sich die Preiserhöhungsspielräume zuletzt weiter erhöht haben. Für die nahe Zukunft gingen die Unternehmen von einer ähnlichen Preisentwicklung aus.

III.
Im Tiefbau ist der Geschäftsklimaindikator erneut gestiegen, ein höherer Klimawert wurde lediglich zu Beginn des Jahres 1992 beobachtet. Die Befragungsteilnehmer zeigten sich mit ihrer derzeitigen Geschäftslage zufriedener als im April. Daneben hat im Mai auch der Optimismus bezüglich des Geschäftsverlaufs in den kommenden sechs Monaten zugenommen. Die Kapazitätsauslastung verringerte sich auf 74,3%; im Vorjahr war der Maschinenpark lediglich zu 72,4% in Verwendung gewesen. Von den befragten Firmen meldeten 36% Produktionsstörungen. Mehr als ein Fünftel gab Auftragsmangel als Ursache der Beeinträchtigungen an (Mai 2015: 26%); über negative Wettereinflüsse klagten 17% (Mai 2015: 14%). Die durchschnittliche Reichweite der Auftragsbestände verlängerte sich im Straßenbau sowie im sonstigen Tiefbau um jeweils 0,1 Monate auf 2,8 bzw. 3,2 Monate. Insgesamt lagen die Auftragsreserven der Tiefbaufirmen bei 3,0 Monaten (Mai 2015: 2,8 Monate).
Die Firmenmeldungen lassen erkennen, dass es inzwischen spartenübergreifend zu Preisanhebungen gekommen sein dürfte. So mussten im Straßenbau nicht mehr überwiegend Preiszugeständnisse gemacht werden, sondern es überwog inzwischen die Zahl der Preissteigerungen – wenn auch nur leicht. Im sonstigen Tiefbau konnten die Preise zudem wesentlich häufiger angehoben werden als zuletzt.
Für die kommenden Monate gingen die befragten Tiefbaufirmen von noch größeren Preiserhöhungsspielräumen aus.