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Großhandel: Geschäftslage und Perspektiven günstiger

ifo Konjunkturperspektiven 2/2017 – 44. Jahrgang

I.
Im Großhandel hat sich das Geschäftsklima wieder verbessert. Die Einschätzung zur aktuellen Lage und die Erwartungen für die kommenden sechs Monate zogen deutlich an. Die befragten Großhändler sahen sich wieder häufiger in der Lage, die Verkaufspreise heraufzusetzen, und zeigten sich sichtlich zufriedener mit der Umsatzentwicklung im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auch für die kommenden Monate ist mit Preissteigerungen zu rechnen. Da der Lagerbestand sank, waren die Bestellpläne wieder expansiver ausgerichtet.

II.
Im Produktionsverbindungshandel hat sich das Geschäftsklima verbessert. Im Bereich Eisen, Stahl, Eisen- und Stahlhalbzeug stieg der Klimaindikator, da die Befragten von einer exzellenten Umsatzentwicklung berichteten.  Die Händler erwarteten jedoch für die kommenden Monate eine Geschäftsabschwächung. Im aktuellen Befragungszeitraum wurden die Verkaufspreise mehrheitlich angehoben, für die kommenden Monate wird dagegen mit weniger Preisanhebungsspielräumen gerechnet. Auch im Bereich NE-Metalle und NE-Metallhalbzeug stieg der Geschäftsklimaindikator wieder und erreichte damit zum ersten Mal seit November 2013 ein positives Vorzeichen. Der Anstieg war ausschließlich auf die sichtlich gestiegene Lagebewertung zurückzuführen: Hier schnellte der Saldo aus der Negativzone. Die Firmen konnten den Optimismus jedoch nicht auf die nahe Zukunft übertragen und die Erwartungen drehten wieder in den negativen Bereich. Im Großhandel mit Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör sank der Klimaindikator auf hohem Niveau. Zwar waren die Befragten mit der aktuellen Lage äußerst zufriedenen, sie rechneten jedoch für die kommenden Monate weniger häufig mit einer guten Geschäftsentwicklung. Damit einhergehend sollen die Bestellungen weniger häufig angehoben werden. Im Chemiegroßhandel sank der Klimaindikator, da auch hier der Wert für die Geschäftserwartungen zurückging. Die aktuelle Lage wurde hingegen sehr günstig bewertet. In den baunahen Großhandelssparten zeigte sich ein gemischtes Bild. Im Elektrogroßhandel verschlechterte sich das Klima, beide Teilindikatoren sanken – blieben jedoch deutlich über dem langfristigen Mittelwert. Trotz geräumter Lager waren die Bestellpläne weiterhin restriktiv ausgerichtet. Im Bereich Holz, Baustoffe, Anstrichmittel und Sanitärkeramik verbesserte sich das Geschäftsklima, beide Teilindikatoren stiegen.
Dennoch zeigten sich die befragten Großhändler mit der Umsatzentwicklung im Vergleich zum Vorjahresmonat unzufrieden. Im Bereich Installationsbedarf für Gas, Wasser und Heizung verschlechterte sich das Geschäftsklima. Die Befragten zeigten sich deutlich weniger zufrieden mit der aktuellen Lage. Die Geschäftsaussichten verdüsterten sich und rutschten in den negativen Bereich. Es ist mit rückläufiger Personalentwicklung zu rechnen.

III.
Im Gebrauchsgüterbereich verbesserte sich das Geschäftsklima merklich, wobei die Entwicklung in den Teilbranchen unterschiedlich verlief. Im Großhandel mit elektrischen Haushaltsgeräten, Lampen und Leuchten sackte das Geschäftsklima in den negativen Bereich. Beide Teilindikatoren sanken deutlich, per Saldo rutschten die Erwartungen in die Negativzone. Die Bestellpläne waren dementsprechend zurückhaltend ausgerichtet. Dagegen schnellte der Klimaindikator im Großhandel mit Unterhaltungselektronik – getrieben von beiden Teilindikatoren – in die Höhe.
Der Lagerbestand war zuletzt deutlich zurückgegangen und es ist wieder mit reger Bestelltätigkeit zu rechnen. Im aktuellen Befragungsmonat blieben die Verkaufspreise nahezu stabil, für die kommenden Monate erwarteten die Befragten wieder sehr gute Preisanhebungsspielräume. Im Bereich Haushaltswaren, Glaswaren und keramische Erzeugnisse sank der Klimaindikator. Die aktuelle Lage wurde weiterhin sehr günstig bewertet – wenn auch weniger häufig als zuletzt –, jedoch gingen die Befragten weniger häufig von einer günstigen Geschäftsentwicklung aus. Dennoch waren die Bestellpläne vielerorts auf eine Erhöhung ausgerichtet. 
Im Verbrauchsgüterbereich zeigte sich ein gemischtes Bild. Im Großhandel mit kosmetischen Erzeugnissen und Körperpflegemitteln sank der Geschäftsklimaindikator, insbesondere da sich die Erwartungen verschlechterten. Zwar zeigten sich die Befragten weiterhin sehr zufrieden mit der aktuellen Lage – wenn auch weniger häufig als zuletzt –, die Zufriedenheit mit der Umsatzentwicklung im Vergleich zum Vorjahr sank jedoch deutlich. Die Verkaufspreise wurden im aktuellen Befragungszeitraum kaum noch angehoben, jedoch erwarteten die Großhändler für die kommenden Monate wieder mehr Preiserhöhungsspielräume. Die Mitarbeiterzahl dürfte weiter steigen. Im Großhandel mit pharmazeutischen, medizinischen und orthopädischen Erzeugnissen klarte das Geschäftsklima auf, beide Teilindikatoren verbesserten sich merklich und die Befragten zeigten sich mehrheitlich zufrieden mit der Umsatzentwicklung im Vergleich zum Vorjahr. Damit einhergehend gingen die Händler für die kommenden Monate von höheren Bestellmengen, Verkaufspreisen und auch Mitarbeiterzahlen aus. Im Bekleidungsgroßhandel mehrten sich wieder die positiven Stimmen. Der Klimaindikator kletterte bis knapp über die Nulllinie, insbesondere da sich die Geschäftserwartungen verbesserten. Hier hielt sich der Saldo jedoch weiterhin im negativen Bereich und lag knapp unterhalb des langjährigen Mittelwerts. Für die kommenden Monate rechneten die Befragten mehrheitlich mit guten Möglichkeiten, die Preise anzuheben.
Im Großhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln ist der Geschäftsklimaindikator gestiegen, da sich die Geschäftsaussichten deutlich aufhellten. Mit der aktuellen Lage zeigten sich die Firmen weiterhin per Saldo zufrieden, wenn auch etwas weniger häufig als im Vormonat. Der Lagerbestand entwickelte sich rückläufig und die befragten Großhändler planten, wieder mehr Bestellungen zu platzieren. Die Verkaufspreise konnten im Befragungszeitraum vielerorts angehoben werden. Auch für die kommenden Monate gingen die Befragten von guten Möglichkeiten aus, die Preise anzuheben. Die Beschäftigtenzahl dürfte, in leicht abgeschwächter Form, weiter steigen.