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Großhandel: Skeptische Erwartungen mehren sich

ifo Konjunkturperspektiven 8/2016 – 43. Jahrgang

I.
Der Geschäftsklimaindikator des Großhandels hat im August beträchtlich nachgegeben. Die Umfrageteilnehmer zeigten sich angesichts gesunkener Umsätze erneut weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Lage. Bei den zuletzt noch überwiegend optimistischen Geschäftserwartungen waren zudem die skeptischen Stimmen erstmals seit Oktober 2014 wieder leicht in der Überzahl. Bei häufiger als zu groß eingestuften Lagerbeständen wurden die Bestellpläne nach unten angepasst. Die Beschäftigtenzahl soll aber nach wie vor erhöht werden.

II.
Im Produktionsverbindungshandel empfanden die Unternehmen ihren Geschäftsverlauf zwar nach wie vor als sehr gut, allerdings etwas weniger als in den Vormonaten. Hinsichtlich der Zukunftsaussichten wich die zuletzt vorherrschende Zuversicht einer leichten Skepsis. Das Geschäftsklima hat sich deshalb merklich abgekühlt. Von einer hervorragenden Situation berichteten die Großhändler mit Eisen, Stahl, Eisen- und Stahlhalbzeug. Darüber hinaus rechneten sie auch für das nächste halbe Jahr wieder vermehrt mit einer positiven Entwicklung. Der Klimaindikator stieg auf den höchsten Wert seit drei Jahren. Die Verkaufspreise dürften in naher Zukunft wieder etwas sinken. Im Bereich NE-Metalle und NE-Metallhalbzeug nahmen hingegen sowohl in Bezug auf die momentane Lage als auch auf die Geschäftsperspektiven die negativen Firmenmeldungen deutlich zu. Die Orderpolitik soll restriktiv ausgerichtet bleiben.
Das Geschäftsklima im Großhandel mit Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör hat sich eingetrübt. Die Dominanz der zufriedenen Lageurteile nahm spürbar ab, und auch der Optimismus der Betriebe bei den Geschäftserwartungen ließ nach. Die Lagerbestände wurden zahlreicher als zu groß eingestuft. Auch im Chemiegroßhandel führten die nicht mehr ganz so positiven Bewertungen der Geschäftssituation sowie zurückhaltendere Einschätzungen der Aussichten für das kommende halbe Jahr dazu, dass der Klimaindikator nachgab. Die Befragungsteilnehmer zeigten sich in ihren Orderplänen weniger bestellfreudig als zuletzt. In den baunahen Großhandelssparten kühlte das Geschäftsklima beträchtlich ab. Die Elektrogroßhändler beurteilten die gegenwärtige Lage sowie die Perspektiven zwar weiterhin überwiegend als gut, jedoch wesentlich weniger als noch vor einem Monat. Der Klimaindikator sank daher vom höchsten Wert seit März 2014 auf seinen bisherigen Jahrestiefstwert. Im Bereich Holz, Baustoffe, Anstrichmittel und Sanitärkeramik fielen die Firmenangaben zur derzeitigen Situation sowie zu den Zukunftsaussichten ebenfalls nicht mehr so positiv aus wie zuletzt. Der Großhandel mit Installationsbedarf für Gas, Wasser und Heizung war erheblich weniger zufrieden mit seiner Geschäftslage.
Den kommenden Monaten blickten die Unternehmen aber wieder etwas zuversichtlicher entgegen. Alle baunahen Sparten berichteten von einem Anstieg der Lagerüberhänge.

III.
Das Geschäftsklima im Konsumgüterbereich kühlte im August spürbar ab. Während die Zufriedenheit bezüglich der aktuellen Geschäftslage merklich abnahm, gewannen bei den Erwartungen für das kommende halbe Jahr sogar die pessimistischen Stimmen die Oberhand.
Die Geschäftssituation im Gebrauchsgüterbereich schwächte sich den Firmenmeldungen zufolge ebenfalls erheblich ab. Die Einschätzungen der Zukunftsaussichten waren zudem erstmals seit drei Jahren wieder eher von Skepsis geprägt. Im Bereich elektrische Haushaltsgeräte, Lampen und Leuchten führten die nicht mehr ganz so positiven Lageurteile sowie die stark eingetrübten Perspektiven zu einer deutlichen Abkühlung des Geschäftsklimas.
Dennoch blieben sowohl die Personal- als auch die Bestellpläne der Betriebe expansiv ausgerichtet. Die Großhändler mit Unterhaltungselektronik zeigten sich in Anbetracht von im Vergleich zum Vorjahr gesunkenen Umsätzen unzufrieden mit dem Geschäftsverlauf und äußerten sich auch zur kommenden Entwicklung vorsichtiger. Angesichts des erhöhten Lagerdrucks wurden die Orderpläne auf Kürzungen ausgerichtet. Im Bereich Haushaltswaren, Glaswaren und keramische Erzeugnisse hat sich das Geschäftsklima hingegen verbessert. Die Geschäftssituation stellte sich als sehr gut dar und dürfte nach Ansicht der
Testteilnehmer in naher Zukunft sogar verbessern. Vor diesem Hintergrund beabsichtigten die Firmen, mehr Order zu
platzieren als vor Jahresfrist.
Im Verbrauchsgüterbereich trübte sich das Geschäftsklima zum dritten Mal in Folge leicht ein. Die Unternehmen sprachen etwas seltener von einer guten Geschäftslage und erwarteten auch für die kommenden Monate keine Verbesserung.
Die Großhändler mit kosmetischen Erzeugnissen und Körperpflegemitteln empfanden ihre momentane Situation als ausgezeichnet und blickten der weiteren Entwicklung mit großer Zuversicht entgegen. Sie berichteten von zu geringen Lagerbeständen und wollten daher die Bestellvolumina weiter vergrößern. Im Bereich pharmazeutische, medizinische und orthopädische Erzeugnisse schwächte sich der Geschäftsverlauf dagegen erneut deutlich ab. Dies führte trotz optimistischerer Geschäftserwartungen zu einem Abrutschen des Klimaindikators in den negativen Bereich. Die Lagerüberhänge wuchsen an, und die Ordermengen sollen seltener ausgeweitet werden. Im Bekleidungsgroßhandel stellte sich die gegenwärtige Situation
nicht mehr so vorteilhaft dar; positive und negative Meldungen hielten sich im August die Waage. Mit Blick auf die kommenden Monate ist der Pessimismus der Unternehmen allerdings verschwunden. Die restriktive Orderpolitik soll etwas gelockert werden, und von Kürzungen der Mitarbeiterzahl war nicht mehr die Rede.
Der Geschäftsklimaindikator im Nahrungs- und Genussmittelbereich gab zum vierten Mal in Folge nach. Geschäftslage und -perspektiven wurden weniger positiv beurteilt als in den Vormonaten. Die angewachsenen Lagerbestände bremsten die Bestellfreudigkeit der Firmen etwas.
Die Verkaufspreise wurden im vergangenen Monat erhöht und dürften den Testergebnissen zufolge auch in naher Zukunft weiter steigen.