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XENETA: Seefrachtraten könnten Niveau von 2014 erreichen

München, den 23. März 2017

Das Jahr 2016 bescherte den Carriern erneut einen kräftigen Ratenverfall und neue Tiefpreiserekorde bei den Containerraten. Laut XENETA, der führenden Plattform für das Benchmarking von Seefrachtraten und Marktanalysen, könnte die Abwärtsbewegung auf zahlreichen Routen in 2017 ein Ende finden. Als größtes Risiko identifizieren die Analysten die nach wie vor hohen Überkapazitäten im Markt.

Erste Anzeichen für eine Erholung des Marktes sehen die Experten von XENETA im Vergleich der Zahlen nach dem Chinesischen Neujahrsfest (CNY). In 2016 (hier lag das CNY in der Woche ab 22. Februar) ermittelte XENETA auf dem Korridor Haupthäfen China - Haupthäfen Nordeuropa einen durchschnittlichen Ratenrückgang von etwa 29% für einen 40`-Container. In diesem Jahr lag der durchschnittliche Ratenrückgang zwei Wochen nach CNY (Woche ab 13. Februar) auf dem gleichen Korridor nur bei 11%. Die Marktpreise für den 40-Container lagen für diesen Korridor in der Woche vom 13. bis 17. März 2017 im Schnitt bei 1.601 US-Dollar.

Auch auf der Transpazifik-Route von Chinas Haupthäfen zur amerikanischen Westküste lag der Rückgang nach CNY laut XENETA in diesem Jahr im Durchschnitt bei 11% (1.937 US-Dollar) für einen 40`-Container, im Vorjahr bei 13% (1.336 US-Dollar). Dabei muss beachtet werden, dass trotz des Rückgangs in diesem Jahr die Preise heute auf einem höheren Niveau als nach CNY im Jahr 2016 liegen. Patrik Berglund, CEO von XENETA, erläutert: „Wenn wir uns die durchschnittlichen Preise nach CNY in den Jahren 2014 bis 2017 ansehen, wird klar, dass wir in 2017 bereits wieder auf dem Niveau von 2015 liegen. Daraus schließen wir, dass, wenn der Markt für Lieferanten so gesund bleibt – und darin liegt noch ein Fragezeichen – die Containerraten möglicherweise das Niveau von 2014 erreichen werden“.

Er nennt als Beispiel die Entwicklung auf der Route China Main – Nordeuropa. Ein 40`-Container kostete hier in 2014 im Durschnitt 2.504 US-Dollar. Heute liegt die Durchschnitts-Rate bei 1.804 US-Dollar und stand sogar bereits bei 1.974 US-Dollar. „Wenn dieser Trend weiter anhält, wird die Differenz zu 2015 definitiv geschlossen werden und wir könnten die Raten sogar nahe des Niveaus von 2014 sehen.“

XENETA hatte vor einigen Wochen gemeldet, dass einige Carrier nach dem chinesischen Neujahrsfest Kapazitäten vom Markt genommen hatten, um die Raten auf einem höheren Niveau zu halten. Berglund sieht darin keinen besonderen Effekt für 2017: „Dies ist sicher einer der intelligenten Mechanismen, die ein Absinken der Preise verhindern sollen. Das haben die Carrier aber auch in den Jahren zuvor bereits getan.“

China – Südamerika mit einer starken Rallye
Mit der Fokussierung auf die asiatisch-europäischen und transpazifischen Korridore stehe der bisherige Hauptgewinner etwas im Hintergrund, so Berglund: „Der Südchina-Südamerika-Korridor hat sich im Jahr 2017 erstaunlich erholt, mit einem Anstieg von rund 200% gegenüber dem Vorjahr“, betont er. Für den Korridor Haupthäfen China - Südamerika liegt der gegenwärtige Preis für einen 40`Container bei 1.598 US-Dollar (21.März 2017). Vor einem Jahr lag der Durschnitt bei 412 US-Dollar und in der XENETA-Plattform wurde gar ein Tiefstpreis von 50 US-Dollar (23. Februar 2016) verzeichnet. Für Berglund ist der Preisanstieg von 200% ein solides Fundament, auf dem die Carrier ihre Verluste in diesem Korridor zurückfahren und die Rückkehr zu positiven Zahlen beginnen können: „Dies ist gegenwärtig bei weitem der beste Markt für Schifffahrtsunternehmen, um Geld zu verdienen, anstatt Geld zu verteilen.“

Südamerika - Europa
Die Akquisition von Hamburg Süd wird Maersk laut XENETA einen Marktanteil von 70% vor allem bei Kühlcontainern auf dem Südamerika-Europa-Korridor verschaffen. CEO Berglund kommentiert: „Das ist eine gute Nachricht für Maersk, sie kontrollieren die Mehrheit dieses Marktes und werden die Oberhand bei Vertragsverhandlungen haben. Es ist vielleicht nicht so eine gute Nachricht für Verlader.“

Langfristige Verträge, die den Markt anheben
Europa-Verhandlungen wurden von vielen Unternehmen im vergangenen Jahr verschoben, um zu sehen, welche Auswirkungen CNY haben würde. Da viele dieser Verträge nun abgeschlossen sind, zeigt sich in der XENETA-Datenbank auf der Asien-Europa-Route im Vergleich zum Vorjahr ein substanzieller Anstieg bei den langfristig kontraktierten Raten. 

Amerikanische Unternehmen treten in den Frühjahrs- und Sommermonaten in Verhandlungen ein. Deshalb sollten Unternehmen Ihre Aufmerksamkeit auf Mai und die Monate danach richten. Denn da die Seefrachtverträge, die im vergangenen Jahr zu niedrigen Preisen unterzeichnet wurden, nun auslaufen werden, sieht XENETA die Carrier in der Oberhand, wenn neue Verträge ins Spiel kommen. „Dies wird zweifellos den Markt nach oben ziehen, da man davon ausgehen kann, dass die höheren Raten, die auf dem Asien-Europa-Korridor abgeschlossen wurden, auch für den Trans-Pazifik-Korridor gelten werden“, prognostiziert Berglund.

Überkapazitäten-Problem ungelöst
Bei allen positiven Anzeichen der Markterholung, warnt Berglund vor zu großem Optimismus. Obwohl eine Rekordzahl an Schiffen vom Markt genommen wurde, sieht er in den Überkapazitäten immer noch ein Problem, das nicht vollständig gelöst sei. Gleichzeitig könnten neue oder bekannte Player auf dem Markt versuchen, Marktanteile durch Niedrigpreise zu gewinnen. „Wir werden die Vertragsverhandlungen genau beobachten. Wenn jetzt langfristig niedrige Raten vereinbart werden, könnte das ein Katalysator sein, um den Spotmarkt mit nach unten zu ziehen. Dann könnte sogar alles wieder von vorn anfangen und 2016 würde sich wiederholen“, so XENETA-CEO Patrik Berglund.